Der Unique Gin
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Gin leitet sich vom französischem Wort genévrie für Wacholder ab. Dafür machte die Bezeichnung aber erst noch einen Zwischenstopp in den Niederlanden, wo man Genever zum Wacholder sagt. Weil das immer noch zu kompliziert für die englischsprachigen Briten war, nannten sie den Brand einfach Gin. Kurz, knackig, gut. Damit sich ein Getränk Gin nennen darf, muss es folgende Kriterien erfüllen:
Gin besteht im Grundprinzip aus Alkohol, Wasser und Wacholdergeschmack. Mehr nicht. Das bedeutet, dass der Genever aus Trauben, Obst, aus Getreide, aus Kartoffeln oder jedem anderen Grundprodukt, aus dem man Alkohol destillieren kann, hergestellt werden kann. Im Prinzip kann aus jedem Wodka oder Korn auch ein Gin werden. Was ein hochprozentiges Destillat zum Gin macht, sind die Botanicals. Und genau hier kann man sich richtig austoben. Ihr erinnert euch? Der Wacholder muss geschmacksbeherrschend, aber nicht alleinherrschend sein. Es dürfen sich gern auch andere Zutaten und Aromen dazugesellen. Kräuter, Früchte, Wurzeln, Gräser, Blüten, Knospen – in den Brennereien wird experimentiert. Es gibt vom Orangen-Gin über scharfen Gin mit Chili bis hin zum Cannabis Gin im Prinzip nichts, was es nicht gibt.
Gut, wenn Gin also aus fast allem mit fast allem aromatisiert werden kann, wie wird er denn dann nun genau hergestellt? Nun, wie schon gesagt, kann Gin aus jeglichem Neutralalkohol hergestellt werden. Meist verwendet man aber Getreide oder Kartoffel und Melasse. Neuartige Gins kommen aber auch schon mal aus einem Trauben- oder Obstbrand auf die Welt. Die Aromen können dann auf zwei unterschiedliche Verfahren in den Alkohol gelangen – während oder nach der Destillation.
Unbedingt hinein gehören die legendären Wacholderbeeren. Weitere Gewürze, die die meisten Hersteller verwenden, sind Koriander, Muskat, Ingwer und Orangenschalen. Der Fantasie sind dann hier wie bei der Parfümherstellung keine Grenzen gesetzt.
Für die Herstellung des Gins im Mazerationsverfahren muss also zunächst erst einmal Alkohol destilliert werden. Hat man diesen, dann folgt in den meisten Fällen die Mazeration. Mazeration bedeutet, dass der Alkohol nun mit Botanicals aromatisiert wird. Dafür werden die Botanicals in ein Wasser-Alkohol-Gemisch eingelegt. Heraus kommt ein Compound Gin, die billigste Variante des Getränks. Manche Hersteller destillieren diesen Brand dann noch einmal. Dann darf sich der Gin Distilled Gin oder London Dry Gin nennen.
Bei der Perkulation berühren die Aromastoffe den Alkohol nicht. Sie hängen in einem Korb im Brennkessel (meist ein Pot Still) und die Dämpfe neben quasi beim Vorbeifliegen die Aromen auf. Das Perkulationsverfahren ist besonders gut für Botanicals geeignet, die bei der Mazeration zu viel Geschmack abgeben würden, aber nur eine feine Note in den Gin bringen sollen. Die meisten Gin-Hersteller verwenden daher einen Mix aus beiden Verfahren.
Es gibt nur drei offizielle Arten von Gin, aber über die Jahre haben sich noch ein paar besondere Gin-Typen dazugesellt – die inoffiziellen Sorten. Inoffiziell deswegen, weil sich zum Beispiel ein Sloe Gin gar nicht Gin nennen dürfte, weil er als Gin-Likör einen zu geringen Alkoholgehalt hat. Aber gerade bei den inoffiziellen Arten von Gin ist die Vielfalt groß, denn diese unterliegen keinerlei Vorschriften und lassen Raum für die ungewöhnlichsten Kreationen. Und dann haben wir für euch noch drei regionale Gins ausgemacht, die wir ebenfalls mit in unsere Liste der Gin-Typen aufgenommen haben.
Dry Gin ist sicherlich die bekannteste Gin-Sorte der Welt. Beim trockenen Gin dominiert natürlich die Wacholdernote, die wirklich stark ausgeprägt ist. Doch auch andere Botanicals, sogar nicht-pflanzliche Stoffe und naturidentische Aromen beigemischt werden. Oft findet man im Dry Gin Zitrusfrüchte wie Orange und Zitrone. Das Dry im Namen bedeutet, dass dem Gin kein Zucker zugesetzt werden darf.
Der London Dry Gin unterliegt schärferen Regeln als der normale Dry Gin. Er muss heutzutage nicht mehr aus London kommen, sondern unterscheidet sich vom Dry Gin dadurch, dass ausschließlich natürliche Zutaten und Botanicals ihren Weg ins Destillat finden dürfen. Dabei ist auch der Zeitpunkt entscheidend. Denn während beim Dry Gin die aromatisierenden Stoffe zu jedem Zeitpunkt der Herstellung zugegeben werden dürfen, müssen beim London Dry Gin alle Zutaten gleichzeitig hinein. Danach wird das Gemisch noch einmal destilliert. Daher ist der London Dry Gin auch eine Distilled Gin. Auch der London Dry Gin fällt durch seine starke Wacholdernote auf. Im Gegensatz zum Dry Gin begleiten diese aber eher Gewürze wie Ingwer, Angelikawurzel, Koriander und Kardamom. Warum er Dry im Namen trägt, habt ihr ja schon erfahren.
Sloe Gin wird zu den offiziellen Gin-Sorten in Europa gezählt, obwohl er eigentlich gar kein Gin ist, wie wir schon festgestellt haben. Er ist nämlich ein Likör. Trotzdem darf er sich Gin nennen, obwohl er in der europäischen Spirituosenverordnung unter den Likören geführt wird. Sloe Gin hat seinen Namen von der Schlehe. Diese Beeren werden zusammen mit Zucker in Gin eingelegt und geben dem Likör seine rötliche Färbung – und natürlich seinen typischen Geschmack.
Für einen Distilled Gin müssen die Botanicals vor der Destillation in den Grundalkohol wandern. Fast jeder Gin ist ein Distilled Gin, aber eben nur fast. Füllt man den Gin nämlich wie beim Compound Gin gleich nach der Mazeration in die Flasche, ist es auch ein Gin, aber eben kein Distilled Gin. Im Unterschied zum London Gin muss die Aromatisierung aber nicht gleichzeitig erfolgen. Verschiedene Geiste und unterschiedliche Botanicals dürfen auch in mehreren Schritten gemischt werden.
New Western Dry Gin verabschiedet sich vom dominanten Geschmack der Wacholderbeere. Man orientiert sich zwar noch am alten Herstellungsverfahren, aber ignoriert die klassische britische Vorgabe, dass mindestens 60 Prozent der Botanicals Wacholder sein müssen. Die neuen Experimente im New Western Style kennen keine geschmacklichen Grenzen. Aromen von Rosen, Himbeeren, Erdbeeren, Früchtetees, Orangen, Zitronen, Zirben, Ananas und tausend weitere Botanicals, natürliche und naturidentische Aromen überlagern den typischen Gin-Geschmack und eröffnen eine Vielfalt des Gins, die grenzenlos zu sein scheint.
Neben dem Abschied vom typischen Wacholdergeschmack laufen unter dem Namen New Western Dry Gin aber auch besondere regionale Typisierungen von Gin. Es gibt Schwarzwald Gin, Münchner Dry Gin oder auch Stuttgart Gin.
Der Old Tom Gin ist einer der Vorgänger des Gins, wie wir ihn heute kennen. In den Anfangszeiten der Gin-Herstellung war dieser, ähnlich wie der Whisky in Schottland und Irland, kaum genießbar. Man übte noch. Der Gin wurde mit viel Zucker trinkbar gemacht. Der Old Tom Gin ist bestens für Cocktails geeignet. Lange Zeit war er vergessen, erlebt heute aber eine kleine Renaissance.
Auch der Cordial Gin ist eine alte wiederentdeckte Gin-Sorte. Er kam nach dem Old Tom Gin auf. Die Brennverfahren waren schon stark verfeinert, der Gin war nun eigentlich auch ohne Zucker genießbar. Dennoch süßte man auch diesen Gin, weil sich die Bar- und Pub-Besucher eben daran gewöhnt hatten. Doch der Fine Cordial Gin war nicht mehr ganz so süß.
Normalerweise wird Gin nicht gelagert wie zum Beispiel Whisky, der Jahre und jahrzehntelang in Holzfässern reift, sondern gleich in die Flasche gefüllt. Aber manche Hersteller lassen den Gin trotzdem noch eine Weile, allerdings in Steingutfässern, ruhen, ehe sie ihn auf Trinkstärke verdünnen. Diese Gins heißen dann Aged Gin. Beim Reserve Gin allerdings rieft der Gin tatsächlich wie Whisky oder Wein in Holzfässern. So nimmt der Gin Aromen des Fasses auf, und bekommt ganz besondere Nuancen des Holzes und des Destillats, welches vorher in den Fässern reifen durfte.
Den Compound Gin haben wir schon einmal kurz erwähnt. Er ist ein Mazerat, denn nach dem Aromatisieren wird er nicht noch einmal gebrannt. Die alte Bezeichnung Bathub Gin kommt daher, dass man die Botanicals und den Gin tatsächlich in Badewannen zusammenbrachte. Solche Mengen müsst ihr ja nicht gleich machen, aber Compound Gin ist einfach selbst herzustellen. Wer sich traut, kann es ja einmal probieren, wer nicht, der bestellt sich lieber einen unserer hervorragenden Gins.
Die Niederländer, von denen der Gin seinen Weg nach Großbritannien gefunden, nennen ihren Gin heute noch Genever. Sie unterscheiden zwischen jungem und alten Genever. Der jonge Genever hat eine ausgeprägte Malznote, der oude Genever hat ein leichtes Wacholderaroma und ist ein einfacher klarer Kornbrand. Neben den Holländern brennen und trinken aber auch die Belgier und einige Deutsche diesen ursprünglichen Brand sehr gerne.
Cream Gin ist eine Kombination aus Gin, Zucker und Sahne. Als Basis dient ein klassischer London Dry Gin, denn sowohl die Sahne als auch der Zucker werden gemeinsam mit allen anderen Zutaten während der Destillation dazugegeben. Der Cream Gin wird ausschließlich bei Masters of Malt produziert und ist daher wahrlich einzigartig.
Am Gin Rosè oder auch Pink Gin kommt man heutzutage fast nicht mehr vorbei. Ein Trend, der ursprünglich aus Spanien kommt, erobert die Bars und Kneipen. Dem Gin wird Erdbeere oder Erdbeeraroma zugegeben, wodurch er so hübsch rosa schimmert. Ob man damit die Frauenwelt zum Gin bringen will, oder ob es wirklich schmeckt und sich länger in der Welt des Gins halten wird, darüber wollen wir nicht spekulieren. Probiert Pink Gin einfach mal aus und bildet euch euer eigenens Urteil.
Es gibt neben den offiziellen und inoffiziellen Gin-Sorten noch einzelne regional geschützte Arten. Die bekannteste ist der Plymouth Gin. Er stammt aus eben jener Hafenstadt Plymouth in England. Plymouth Gin muss zwingend in der Stadt hergestellt werden. Im Gegensatz zum London Dry Gin ist der Wacholdergeschmack etwas weniger stark ausgeprägt. Der Plymouth Gin ist weicher, vollmundiger und etwas erdiger.
Zwei weitere regional geschützte Gins sind der Vilnius Gin, der nur in der Hauptstadt Litauens, und der Gin de Mahón, der nur in der Hauptstadt Menorcas hergestellt werden darf.
Puh, das war viel, und vielleicht haben wir sogar noch den ein oder anderen speziellen Gin vergessen. Gin gibt es klassisch, Gin gibt es als experimentelle Neuerfindungen und Gin gibt es als Likör. Will man sich durch diese riesige Vielfalt des Gins hindurchkosten, wird man wohl ein paar Jahre brauchen. Bei welchen Sorten man dann hängenbleibt, wird sich herausstellen. Wir von Gins.de werden aber alles daransetzen, dass ihr so schnell nicht die Lust am Gin verliert. Cheers!
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