Wurzeln und Rinden im Gin

Gerne möchten wir euch in diesem Beitrag die Inhalte eines GINs weiter erläutern!

Wurzeln und Rinden sind neben Beeren, Früchten, Samen, Hülsen, Kräutern, Blättern und anderen Botanicals wichtige Aromalieferanten beim Gin. Neben typischen Aromatisierern wie der Angelikawurzel, Zimt, Ingwer oder Süßholz sind aber noch viele weitere Rinden und Wurzeln für ein einzigartiges Aromen-Spektakel im Gin möglich. In unserer Liste stellen wir die wichtigsten und vielversprechendsten Botanicals vor, die man aus der Erde oder von den Baumstämmen gewinnt, um dem Gin Würze und Komplexität zu geben, die fast keine Grenzen kennen.

Angelikawurzel

Die meisten Menschen kennen die Angelikawurzel unter dem Namen Engelwurz. Typisch ist der unverwechselbare bittere Geschmack, der seit jeher dem Gin, neben dem Wacholder natürlich, seinen besonderen Charakter gibt. Ursprünglich ist die Angelikawurzel im hohen Norden beheimatet und wird schon in der Geschichte der nordischen Völker erwähnt. Heute findet man den Engelwurz in Nordamerika, im Himalaya und in weiten Teilen Nordeuropas. In der Volkskunde hat sie Angelikawurzel eine große Bedeutung als Heilpflanze, wird aber auch gern als Gemüse gegessen. Engelwurz gehört zu den meistverwendeten Botanicals bei der Herstellung von Gin. Man findet sie in Klassikern genauso wie in Vertretern der New Western Gins.

Baumharz

Baumharz wird auch das „Gold des Waldes“ genannt. Es ist die zähflüssige Substanz, mit der Bäume ihre Wunden verschließen. Das Harz verbreitet einen wunderbaren Duft nach Wald, Wiesen und Hügeln, der uns sofort an die Unberührtheit und Schönheit der Natur denken lässt. Das Baumharz ist sehr gut in Alkohol löslich und damit ein perfektes Botanical für den Gin. Es verleiht einem Gin eine besondere Note, die auf den ersten Blick untypisch scheinen mag, aber eine Würze und Komplexität freisetzt, die man zum Beispiel im Clouds Gin erschmecken kann.

Blutwurz

Der Blutwurz ist eine recht unscheinbare Pflanze, in der aber einige stark heilende Inhaltsstoffe stecken. Ursprünglich war er in Europa beheimatet, ist aber mittlerweile in der ganzen Welt verbreitet. Den Namen verdankt die Pflanze mit den kleinen gelben Blüten dem blutroten Saft, der in der Wurzel verborgen ist. Der hohe Anteil an Gerbstoffen macht die Wurzel des Blutwurz auch als Botanical für den Gin interessant. Sein süßlicher Geschmack nach Pastinake bringt eine schöne Note in den Gin, wird aber selten verwendet. Blutwurz findet man zum Beispiel im Granit Bavarian. Im Mittelalter bereitete man mit dem Blutwurz auch aromatische Kuchen zu. Heute kennt man den Blutwurz vor allem auch durch den berühmten Blutwurz-Brand.

Calamus /Kalmus

Calamus oder einfach Kalmus ist in Südchina und Vorderindien zu Hause. Aber schon seit dem 16. Jahrhundert ist die Sumpfpflanze aus der Familie der Kalmusgewächse auch in Europa verbreitet. Für die Gin-Herstellung ist vor allem die Wurzel interessant, enthält diese doch bis zu 9 Prozent ätherische Öle, die dem Gin ein besonders würziges und ungewöhnliches Aroma verleihen. Im Papaver Gin, im Gin Preiss oder im OMG – Oh My Gin ist Kalmus zu finden.

Cassia-Rinde

Die Cassia-Rinde wird von der Zimtkassie gewonnen, die auch als Chinesischer Zimtbaum bekannt ist. Hier, in Südchina liegt auch die Heimat der Zimtkassie, wo sie noch heute angebaut wird. Oft wird die Cassia-Rinde als eine Sorte des Zimts bezeichnet, was aber nicht stimmt. Sie ist ein eigenes Gewürz du kein echter Zimt. Die Rinde des immergrünen mittelgroßen Baumes, die bei uns auch Gewürzrinde genannt wird, hat einen aromatischen, stark süßlichen Geschmack, der eine schöne Wärme verbreitet. Begleitet wird diese süße Wärme von einer leichten Bitterkeit, weswegen die Cassia-Rinde gern als Botanical für den Gin eingesetzt wird. Man findet das Gewürz zum Beispiel im Mombasa Club London Dry Gin, im The London Gin und auch im Broker’s.

Ceylon Zimt

Ceylon Zimt ist echter Zimt und wird viel häufiger in Gin verwendet als die Cassia-Rinde. Zimt gehört zu den ältesten Gewürzen der Welt. Er fand seinen Weg im 14. Jahrhundert von Sri Lanka, dem ehemaligen Ceylon, nach Europa. Aus der Rinde des bis zu zehn Metern hohen Baumes wird das Zimt gewonnen, welches bei uns heutzutage vor allem in Gebäcken zur Advents- und Weihnachtszeit, aber auch für Süßspeisen und Desserts verwendet wird.  Den echten Ceylon-Zimt findet man in vielen Gins, so unter anderem im Berlin Dry Gin, im Monkey 47 Schwarzwald Gin, aber auch im Tanqueray Bloomsbury London Dry Gin oder dem Adler Gin.

Chinarinde

Die Chinarinde hat nichts mit dem Land China zu tun, sondern geht auf die spanische Vizekönigin von Chinchon zurück. Schon im europäischen Mittelalter erkannte man in den Klöstern die heilenden Kräfte des Chinarindenbaums bei Schmerzen und Fieber. Auch in seiner Heimat in Süd- und Zentralamerika schworen die Ureinwohner, die Indianer, schon auf seine starke Wirkung bei der Behandlung von Malaria. Die Hauptwirkstoffe der Chinarinde sind die Alkaloide Chinin und Chinidin, durch die Gemeinsam mit weiteren Bitterstoffen und Gerbstoffen auch der einzigartige bittere Geschmack der Rinde entsteht. Diesen schätzen wir schon in Tonic Water und Bitter Lemon. Da beide so hervorragend zu Gin passen, wird Chinarinde auch gern zum Aromatisieren bei der Herstellung von Gin verwendet. Chinarinde findet man zum Beispiel im Sir Ravens Gin.

Douglasie

Die Douglasie ist in Nordamerika und Südostasien beheimatet. Man findet sie mittlerweile aber auch in heimischen Wäldern und Parks sowie in Neuseeland. Selten wird die Rinde der Douglasie verwendet, verbreiteter ist die Aromatisierung von Gin mit den Nadeln. Die Nadeln verleihen dem Gin, wie dem St. George Terroir einen typischen waldigen Geschmack nach Kalifornien. Die immergrüne Art wird gern in Gin verwendet, aber auch andere Nadelbäume werden nach und nach entdeckt. So ist der Needle-Gin aus dem Schwarzwald mit aromatischen heimischen Fichtennadeln ein ganz besonderer Genuss.  

Eibischwurzel

Die zu den Malvengewächsen gehörende Eibischwurzel, auch Echter Eibisch, ist vor allem wegen ihrer reizlindernden Wirkung bei Husten und Magenbeschwerden bekannt. Manchem ist sie vielleicht auch durch die frühere Herstellungsmethode von Marshmallows ein Begriff. Aber auch die Römer verwendeten die Eibischwurzel schon als Suppenkraut oder aßen die Wurzel ganz. Neben der Verarbeitung in Hustenheilmitteln und als Tinktur, hat sich die Eibischwurzel aber auch als Botanical für Gin als geeignet erwiesen. Im 7 Dials London Dry Gin oder im Monkey 47 Schwarzwald Dry Gin trägt sie zum Beispiel zu einem runden Geschmack bei.

Enzianwurzel

Der Enzian ist nicht nur eine auf der Nordhalbkugel sehr weit verbreitete Pflanze, die auch in großer Höhe noch wunderschön blüht, sondern auch seit vielen Jahrhunderten als wirksame Bittermittel- und Heilpflanze bekannt. Nicht nur dir Wurzel des Enzians, auch die Blüten bereichern verschiedene Gin-Sorten mit dem heimatlichen Aroma der Berge. Die Wurzel findet man zum Beispiel im plun Dol Dolmites Gin, die Blüten im Club Charles.

Ingwer

Ingwer ist aus der gesunden Küche in diesem Jahrtausend auch hierzulande nicht mehr wegzudenken. Ingwer-Shots, Ingwer im Essen, Ingwer-Honig-Sirup für die Stärkung der Abwehrkräfte oder kandierter Ingwer als leckere Süßigkeit– man findet ihn überall. Traditionell angebaut in Sri Lanka, China, Indonesien, Vietnam und Japan, ist er mittlerweile auch in Australien, Nigeria und Frankreich zu Hause.  Im Ingwer verbindet sich eine schöne Schärfe mit der feinen Würze zu einem besonders frischem Geschmackserlebnis. Das passt auch wunderbar in die Spirituose Gin. Zusammen mit anderen Botanicals geht der Ingwer eine feine Harmonie ein, die man zum Beispiel im The Duke Gin, im Forest Dry Gin Summer oder im Adler Berlin Dry Gin schmecken kann.

Iriswurzel /Schwertlilienwurzel

Die Iris ist eine Untergattung der Schwertliliengewächse. Daher ist die Iriswurzel auch als Schwertlilienwurzel oder als Veilchenwurzel bekannt. Im Mittelalter entdeckte man die Deutsche Schwertlilie oder eben Iris für den Bauerngarten und als Heilpflanze. Der Wurzelstock ist sehr wohlriechend und wurde gern auch als Aphrodisiakum verwendet. Noch heute gewinnt an gern ätherische Öle aus ihr. Sie ist ein gern eingesetztes Botanical bei der Herstellung und Aromatisierung von Gin, aber auch in der Parfüm- und Seifenherstellung unverzichtbar. Das Extrakt aus der Iriswurzel riecht nach Veilchen und gibt schon in kleinsten Mengen ein unbeschreiblich sanftes Aroma an den Gin. Die Veilchenwurzel wird sowohl im klassischen Dry Gin als auch in New Western Dry Gin verwendet. Ihr faszinierendes Aroma kann man unter anderem im Roundhouse New Western Dry Gin, im Helsinki Gin oder im Brockmanns Gin genießen.

Kurkuma

Kurkuma ist eine Pflanzenart innerhalb der Ingwergewächse, weswegen sie auch gern Gelber Ingwer genannt wird. Man kennt die „Zauberknolle“ als Gewürz vor allem in der indischen Küche. Indien ist auch das Land, in dem die Pflanze am meisten angebaut wird. Als Ersatz für den teuren Safran leistet Kurkuma gute Dienste. In den asiatischen Ländern nennt man Kurkuma auch das „Gewürz des Lebens“. Sie gilt als Heilmittel gegen Magenbeschwerden, soll vor Alzheimer und Krebs schützen und den Cholesterinspiegel regulieren. Der frische, leicht scharfe Geschmack der Wurzel, die auch äußerlich sehr dem Ingwer ähnelt, ist ideal für herrliche Aromen im Gin. Getrocknet und als Pulver verwendet, entwickelt Kurkuma auch einen leicht bitteren Ton, bleibt dabei aber mild in der Würze. Kurkuma gibt zum Beispiel dem Blackwood’s Vintage, dem Orca oder dem Blue Gin seine besondere Würze.

Lake District Eichenrinde

Die Lake District Eichenrinde ist nicht einfach nur eine Eichenrinde. Die Bäume im bekanntesten Nationalpark Englands Lake District gelten als Wahrzeichen. Seit Jahrhunderten ist die Eiche ein wichtiger Teil der europäischen Symbolik. Verehrt als heiliger Baum steht er für Kraft, Entschlossenheit und Zusammengehörigkeit. Eichenrinde enthält sehr viele Gerbstoffe, die für starke Aromen im Gin sorgen. Die Lake District Eichenrinde als besonderes Botanical in einem Gin findet man vor allem im Langtons No. 1 Gin und verleiht diesem den einzigartigen Flavour.

Lilienwurzel/ Schwertlilienwurzel

Siehe Iriswurzel

Lotuswurzel

Eine besonders exotische Zutat, auch im Gin, ist die Lotuswurzel. In Indien gilt sie als heilige Pflanze, deren Blüten auf den Seen und anderen Wasserflächen eine unglaubliche Pracht entfalten. Die Wurzel der Wasserpflanze aus der Familie der Seerosengewächse ist essbar. Ihre Würze erinnert ein bisschen an Champignons und die Süße ist zart und weich. Ein leichter Hauch nach Sellerie macht die Lotuswurzel als Botanical für einen Gin besonders interessant.

Meerrettich

Meerrettich im Gin mag vielleicht auf den ersten Blick etwas merkwürdig anmuten, aber die scharfe Knolle bringt ebenso wie Ingwer ein unvergleichliches Aroma in den Gin. Seinen Ursprung hat der Meerrettich in Süd- und Osteuropa und wird seit dem Mittelalter als Speisewürze sehr geschätzt. Auch im Gin entwickelt der Meerrettich ein fantastisches Aroma und bereichert beispielsweise den Marton’s Gin oder auch den Thomas Dakin Gin mit seine besonderen Kraft.

Orriswurzel

Die Orriswurzel kennt man auch unter dem Namen Deutsche Blende. Sie kommt in vielen Teilen Europas vor, man findet sie Orriswurzel aber auch in Nordafrika und Indien. Sie ist eine Unterart der Lilien und eng verwandt mit der Iris. Auch der Geschmack nach Veilchen und die leichte Bitterkeit, wenn die Wurzel zu Pulver vermahlen ist, erinnert an die Iriswurzel oder Schwertlilienwurzel an sich. Vor allem in Gins von den britischen Inseln wie dem Pinckney Bend American Gin, The Botanist Gin, Edinburgh Gin oder auch im Edgerton Pink Gin kann man das besondere Aroma der Orriswurzel wiederfinden.

Pinienzapfen

Die Pinie wird auch gern die Mittelmeerkiefer genannt. Sie wächst im gesamten nördlichen Mittelmeerraum und gehört zur Familie der Kiefergewächse. Die Pinienzapfen sind die Früchte der Pinie, die wegen ihres hübschen Aussehens sehr gern als Deko verwendet werden. Doch die Pinienzapfenkönnen noch viel mehr! Das Harz der Zapfen soll entzündungshemmend und harntreibend wirken, und wird daher gern in der Volksheilkunde als Tinktur verwendet. Dem Gin verleihen sie ein unverwechselbares Aroma. Das Aroma der Pinienzapfen findet man zum Beispiel im Burleighs London Dry Gin, im Pure Spirits: GINSTR Stuttgart Dry Gin, im The King of Soho Gin oder auch im Tarquin’s Cornish Dry Gin.

Sandelholz

Das Sandelholz entführt die Nase und den Gaumen in orientalische Welten. Es gehört zur gleichnamigen Gattung der Sandelholzgewächse. Vor allem in Indien, auf den Philippinen und in Westafrika bauen die Landwirte Sandelholz an. Sandelholz findet man vor allem in Räucherstäbchen, in Parfüm und in Kosmetika. Aber auch im Gin macht das samtig-süße und würzige Aroma des Sandelholzes eine gute Figur.  Das bekannteste Beispiel für einen Sandelholz-Flavoured Gin ist der Niemand Dry Gin.

Süßholz

Die Staude mit dem Namen Süßholz besitzt eine gelbe, holzige Wurzel, der zahlreiche Wirkungen zugesprochen wird. Sie soll gegen Erkältung und Husten helfen, antientzündlich und positiv auf die Magengesundheit wirken. Als Lakritz allerdings kennt man die Süßholzwurzel am besten. Der süßlich- bittere Geschmack, der so ganz eigen ist, wird in Tees, in Süßigkeiten, aber vor allem auch im Gin geliebt. Süßholz hat eine 50 Prozent höhere Süßkraft als Rohrzucker und gibt vielen Gins eine natürliche süße Note. Kein Wunder, dass das Süßholz bzw. die Lakritze in vielen Gins, so auch im Brockmans, im Broker’s oder auch im Van Gogh Gin zu finden ist. Vor allem bei Gin-Cocktails ist das Süßholz als Aromatisierer in ganzen Stangen im Glas ein besonderer Hingucker.

 Wald-Engelwurz

Der Wald-Engelwurz sollte nicht mit dem Echten Engelwurz, dem Angelikawurz, verwechselt werden. Beide unterscheiden sich vor allem in den Blütenfarben, aber auch in der Stärke der Wirkung der Wurzeln und der Intensität des Aromas. Dennoch kann auch der wilde Engelwurz einem Gin ein schönes und rundes Aroma verleihen, denn er fügt sich ganz wunderbar in das Aromenspiel der Gin-Botanicals ein.

Zimt

Siehe Ceylon Zimt und Cassia Rinde

Zirbelkiefer/ Zirbenholz (Späne)

Die Zirbe oder auch Zirbelkiefer ist ein in den Alpen verbreiteter Baum, der gut und gerne 1000 Jahre alt werden kann. Das weiche Zirbenholz und die Zirbenzapfen haben einen einzigartigen Duft, der sich in einem Gin harmonisch in die anderen Botanicals einfügt, aber dennoch seine Eigenheit durchblicken lässt. Den unvergleichlichen Geschmack der Zirbe findet man vor allem in Tiroler Spirituosen wie dem Zirbin Dry Gin, aber auch im Augsburger August Gin.