Ich freue mich seit einiger Zeit wieder einen Navy Strength Gin verkosten zu dürfen. Der hohe Alkoholgehalt verspricht in der Regel ein intensiveres Aroma als bei den üblichen Gins, da der aromatisierte Inhaltsstoff, also der Alkohol, im Verhältnis zum Wasseranteil deutlich höher dosiert ist. Heute stelle ich euch den Navy Strength Gin der Purity Distillery vor und erkläre euch, woher diese Bezeichnung stammt.
Harte Fakten: PURITY NORDIC NAVY STRENGTH GIN
Name Purity Nordic Navy Strength Gin
Art Navy Strength Gin
Hersteller Ellinge Castle Sweden
Herkunft Schweden, Malmö
Stärke 57,14%
Inhalt 0,7l
Homepage www.puritygin.com
Design & Herstellung
Das Unternehmen Purity ist eines der wenigen, die keine Standardflaschen, sondern eine außergewöhnliche Form für ihre Destillate nutzt. So kommt für ihr Wacholderdestillat eine klare Flasche mit unregelmäßigen Kanten, die an einen ungeschliffenen Kristall erinnern, zum Einsatz. Ein Kunststoffkorken mit goldenem Kopf, in dem das Logo der Purity Distillery eingeprägt ist, verschließt die Flasche. Sowohl Banderole als auch Etikett sind, passend zu einem Navy Strength Gin, in Blautönen gehalten. Die Lettern des Namens, der Art und zierende Münzen sind in glänzendem Gold darauf abgedruckt. Am unteren Ende ist sowohl die Unterschrift des Destillateurs als auch Batch- und Flaschennummer zu sehen.
In Mitten des Etiketts prangert eine große „34“, denn der Grundalkohol für diesen Gin wird exakt 34 Mal destilliert. In einer speziell angefertigten 600l-Kupferbrennblase wird das Destillat nur bei niedriger Hitze schonend in Handarbeit hergestellt. So verspricht man sich mehr Reinheit und Weichheit der Produkte.
Interessantes
Vielen ist bereits bekannt, dass sich hinter der Begrifflichkeit „Navy Strength Gin“ ein Destillat mit mindestens 57,14% verbirgt. Doch die Herkunft der Bezeichnung ist vielen noch unbekannt. Ich selbst habe schon verschiedene geschichtliche Erklärungen dafür entdecken dürfen.
Die wohl witzigste Erklärung ist, dass die Matrosen beim Zechen auf den Schiffen bei Seegang doch gerne den ein oder anderen Tropfen verschütteten. Dabei tropfte gerne mal etwas auf das Schwarzpulver. Enthält der Gin oder andere Schnäpse mindestens 57,14%, so lässt sich das feuchte Schwarzpulver trotzdem entzünden. Somit waren die Kanonen immer schussbereit, falls ein feindliches Schiff einen Überraschungsangriff startete.
Eine ähnliche, aber wohl ernsthaftere Version davon besagt, dass die Schnapsfässer direkt neben dem Schwarzpulver gelagert wurden. Da die damaligen Fässer häufig undicht waren, leckte oft etwas Schnaps auf das Pulver. Die weiteren Ausführungen sind identisch.
Alternativ – oder vielleicht auch in Kombination mit den beiden Vorgängern – wird sich erzählt, dass die Matrosen für ihre harte Arbeit in den Häfen mit Alkoholika bezahlt wurden. Damit konnten sie sich auf dem Schiff nicht nur eine lustige Zeit verschaffen, sondern auch handeln – mit Bargeld konnte man dort wenig anfangen. Oftmals wurde der Stoff mit Wasser gestreckt, mit dem die Arbeiter um ihren rechtmäßigen Lohn betrogen wurden. So wurde sich auf ein Mindestalkoholgehalt von 57,14% geeinigt, damit der Wert der Destillate mit einer Briese Schwarzpulver geprüft werden konnte.
Nosing
Ich bin schon sehr auf den Tropfen gespannt und gieße mir endlich einen guten Schluck ins Nosingglas. Dabei fällt mir sofort die ölige Textur auf. Das intensive Wacholderaroma mit seinen harzig-bitteren Akzenten kommt stark hervor. Außerdem schwingen erdige Töne des Kardamoms dabei mit. Ein voluminöser Körper wird durch die Süße der Früchte erzeugt. Nach etwas Zeit zum Atmen sind Nuancen der Kräuter zu erhaschen. Man spürt jetzt schon den hohen Alkoholgehalt, der sich in dem intensiven Aroma widerspiegelt. Eine leichte Schärfe des Basilikums kitzelt die Nase.
Tasting
Am Gaumen schlagen die 57,14% voll ein. Der Purity hat eine Menge Kraft, bleibt dabei weiterhin mild. Störender Alkoholgeschmack oder gar Fusel sind – wohl dank der 34-fachen Destillation – nicht enthalten. Lediglich die Schärfe des Basilikums erzeugt ein Kribbeln im Mundraum, was das Destillat leicht und spannend macht.
Die harzigen Noten des Wacholders kommen am Gaumen noch deutlicher hervor. Der Mittelteil wird von den enthaltenen Kräutern und fruchtigen Aromen der Beeren dominiert. Im Abgang kommen die erdigen Töne der Angelikawurzel, gepaart mit der Würze der Gin-typischen Zutaten Koriander und Kardamom, zur vollen Entfaltung.
Die Rezeptur des Navy Strength Gins setzt sich aus Wacholder, Koriander, Kardamom, Lavendel, Angelikawurzel, Basilikum, Thymian, Preiselbeere und europäischen Blaubeeren zusammen.
Trinkempfehlung
Durch seine Intensität behauptet sich der Purity Navy Strength sehr gut gegenüber anderen Zutaten eines Getränks. Somit eignet er sich perfekt für Cocktails.
Auch gegenüber süßeren Tonics schafft er dies mit Leichtigkeit, jedoch wurde mir persönlich die Mischung mit dem Thomas Henry Indian Tonic zu schwer.
Das leichtere Fever Tree Indian Tonic harmonierte schon besser, doch besonders mit dem Dry Tonic von Dr. Polidori ergab es für mich eine äußerst stimmige Komposition im Glas.
Alternativ kann ich das Fever Tree Mediterranean Tonic empfehlen. Es nimmt dem Gin zwar die Komplexität und verlagert den Fokus auf die Kräuter, jedoch harmoniert die Kombination gut.
Auszeichnungen:
The Best Gin in the world – International Spirit Challenge 2020
Double Gold – International Spirit Challenge 2020
Gold – International Wine & Spirit Competition 2020
Wo kann ich den Purity Nordic Navy Strenght Gin erwerben?
Eine 0,7l-Flasche des Purity Nordic Navy Strength Gin ist im Shop von Gins.de für 34,99€ (49,99€/1l) erhältlich. Dort findet ihr auch die beiden weiteren Linien der Destillerie: Nordic Dry Gin und Nordic Old Tom Gin.
Zusammenfassung
- Navy Strength Gin aus Schweden
- 34-fach destilliert
- Trotz hohen Alkoholgehalts pur zu genießen
- Komplexer Gin ohne Zitrusaromen
Bewertung des Purity Nordic Navy Strenght Gin
Auch dieser Gin beweist mit Bravour, dass man vor diesem sehr hochprozentigen Destillaten keine Angst haben muss. Er ist keineswegs alkoholisch oder fuselig, sondern überzeugt mit Power, viel Aroma und mildem Abgang. Die Zutaten sind fein abgestimmt und ich persönlich finde es angenehm zur Abwechslung mal wieder einen Gin ohne Zitrusnoten zu probieren. Sowohl pur, in Cocktails oder im klassischen Gin & Tonic macht der Purity Navy Strength eine gute Figur.
Mit 35€ für eine große 0,7l-Flasche ist der Gin besonders durch den hohen Alkoholgehalt, der ja bekanntlich der ausschlaggebende Kostenfaktor in der Produktion ausmacht, im Vergleich eher erschwinglich einzuordnen. Für mich ist er sein Geld auf jeden Fall wert!
Genuss: 9,5/10
Preis-Leistung: 9,5/10
Danksagung
Ich danke für die Bereitstellung der Probe!
Die Bewertung des Gins wird dadurch nicht beeinflusst und erfolgt nach eigenem Ermessen.
Text: Johannes Hormuth
Bilder: Marie Kosiahn